Bern, 24. Mai 2022
Es gibt keinen funktionierenden Herdenschutz. Das Kosten-Nutzenungleichgewicht ist massiv zu Lasten der Weidewirtschaft gestört.
Das Hauptziel des nationalen Herdenschutzprogrammes aus dem Jahr 2013, die Nutztierhaltung trotz Grossraubtierpräsenz ohne unverhältnismassig grosse Einschränkungen zu erhalten, ist gescheitert. Die zur Verfügung stehenden Präventionsmassnahmen greifen immer weniger. Der Leidensdruck der Weidetierhalter ist nach Beginn der Weidesaison 2022 ins unerträgliche angewachsen, und die Alpsaison hat noch nicht begonnen.
Die Wolfspopulation wächst währenddessen ungebremst und die Eskalationsspirale dreht weiter. Die kantonalen Delegierten des Schweizer Vereins für den Schutz der ländlichen Lebensräume vor Grossraubtiere fanden an der Jahresversammlung in Bern klare Worte. Die verfassungsmässige Eigentumsgarantie durch den Staat ist in Frage gestellt. Ohne rasche und wirksame Eingriffe zur Regulierung der Wolfsbestände sind Abwehrhandlungen zur Verteidigung von Hab und Gut nicht mehr auszuschliessen.
Es hätte nicht so kommen müssen. Die Jagdgesetzesrevision im Jahr 2020 hätte rechtzeitig eine präventive Regulierung der Wolfsbestände durch die Kantone ermöglicht. Doch es kam nach massiver Gegenkampagne der Umweltverbände zur Niederlage an der Urne. Die referendumsführenden Umweltverbände gelobten, Hand zu bieten für Lösungen rund um die Weidetierhaltung. Gekommen ist nichts! In diesem Dossier verspielten die Umweltverbände jegliche Glaubwürdigkeit.
Für die Weidesaison 2022 schlägt der Bundesrat ein Set von temporären Sofortmassnahme zum Schutz der Weidetiere vor. Der Verein begrüsst die Massnahmen, die er bereits im letzten Herbst dem zuständigen Bundesamt unterbreitete. Die Kantone, die für die temporären Massnahmen zuständig sind wurden erst spät informiert. Es besteht ein Kompetenzwirrwarr zwischen den kantonalen Landwirtschafts- und Jagdämtern. Die Delegierten der Kantonalen Sektionen richten ihren Appell an die kantonalen Regierungsstellen, den Weidetierhaltern so rasch wie möglich bei der Umsetzung der temporären Sofortmassnahmen zu unterstützen. Zudem erwarten sie, dass die Kantone Verantwortung übernehmen für die künftige Entwicklung ihrer Territorien und gegen die Absichten des Bundes, ihre wertvollen Kulturlandschaften der ungeregelten Ausbreitung der Wolfspopulation mit allen negativen Folgen auf die Biodiversität, dem Verlust an kulturellem Erbe, dem Tourismus und letztendlich auf die ländliche Bevölkerung zu überlassen.
Die Delegierten aus den Berggebietskantonen stimmten dem Jahresbericht der Präsidenten Germano Mattei und Georges Schnydrig zu und wählten den langjährigen Landwirtschaftsberater Otto Denoth in den Vorstand. Livio Crameri aus dem Val Poschiavo trat nach vierjähriger Vorstandarbeit zurück.
Kontakt:
G. Schnydrig Tel. 078 736 62 58 (d)
G. Mattei Tel. 079 428 40 59 (i/f)
Ko-Präsidenten Verein Schutz der ländlichen Lebensräume vor Grossraubtieren