Eidg. Dep. für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK)
Bundesrätin Simonetta Sommaruga
Bundeshaus Nord
CH-3003 Bern
Bern, 6. Juli 2021
Sehr geehrte Frau Bundesrätin,
Die Vertreterinnen und Vertreter der Bergkantone fordern Sie als Vorsteherin des zuständigen Bundesamtes für Umwelt (BAFU) mit aller Dringlichkeit auf, rasch Massnahmen gegen die unkontrollierte Ausbreitung des Wolfes zu ergreifen. Die Lage in den betroffenen Regionen droht vollends ausser Kontrolle zu geraten. Im Kanton Graubünden und in weiteren Kantonen herrschen Zustände, vor denen wir seit Jahren warnen und nun trauriger Alltag sind:
- Stark ansteigende tödliche Angriffe auf geschützte Schafherden und notfallmässige Abalpungen bereits anfangs der Weidesaison, wie jüngst in den Regionen Klosters oder im Goms.
- Angriffe auf Kuhherden, die zu Panik und Abstürzen führen.
- Mögliche Begegnungen mit dem Wolf zu jeder Tages- und Nachtzeit.
- Umherstreifende Wolfrudel in und um Dörfer, ohne Scheu vor dem Menschen und seiner Habe.
- Rindviehhaltung in artgerechten Laufhöfen ist kaum mehr sicher zu betreiben.
- Der Herdenschutzaufwand steigt unaufhörlich. Die Schäden nehmen auch auf geschützten Wiesen und Alpen weiter zu.
- Alpine Tourismusregionen werden für den Menschen unsicher
Es besteht dringender Handlungs- und Klärungsbedarf in zahlreichen Punkten, welche im Rahmen der vergangenen Verordnungsanpassung nicht behandelt worden sind, so in den Bereichen
- Schutz und Sicherheit der Bevölkerung,
- Schaffung von Vorranggebiete für Nutz- und Wildtiere,
- Präventive Regulation der Wolfspopulation,
- saubere Definition von schützbaren und nicht schützbaren Weidegebieten mit der Validierung der kantonalen Alpplanungen durch das BAFU,
- vollständige Abgeltung von Herdenschutzmassnahmen und Auszahlung der Sömmerungsbeiträgen trotz vorzeitiger Abalpung nach Wolfsangriffen,
- Unterstützung der Tourismusregionen zum Schutz der Gäste und Sicherung der Wanderwege.
- Durchsetzung des Schweizer Antrags zur Rückstufung des Schutzstatus des Wolfs in der Berner Konvention.
Wie der Bundesrat in seinen Antworten auf die Vorstösse aus dem Parlament darlegte, wird im Herbst 2022 eine Grundlagenstudie der Agroscope erwartet, die den notwendigen Handlungsbedarf bezeichnen und Massnahmen vorschlagen wird. Im Herbst 2023 wird der Bundesrat dann einen dazugehörigen Bericht publizieren. Angesichts des dringenden Handlungsbedarfs fühlt sich die betroffene Bevölkerung mit der Aussicht auf einen Bericht in zwei Jahre alleine gelassen und nicht ernst genommen. Es braucht jetzt praxisorientierte Lösungsansätze, die beispielsweise im Rahmen von geografisch und zeitlich begrenzten Pilotprojekten erprobt werden können. Die Ergebnisse der Pilote schaffen die nötigen Grundlagen für schweizweit wirkungsvolle Massnahmen.
Ohne die Möglichkeit und die Perspektive den weiter massiv zunehmenden Wolfsangriffen etwas entgegen zu setzen, werden die betroffenen Berggebiete in kurzer Zeit ausbluten. Die Offenhaltung und Pflege der artenreichen Bergweiden sind in Gefahr. Es drohen die Verbuschung ganzer Talschaften und der einhergehende Verlust der Biodiversität.
Wir möchten deshalb mit Ihnen Frau Bundesrätin möglichst rasch in einen Dialog treten und Ihnen unsere Anliegen aus erster Hand darlegen. Ferner würde es uns freuen, Ihnen mögliche Handlungsoptionen aufzuzeigen, welche die Alp- und Weidewirtschaft im Umgang mit dem Wolf unterstützen könnten. Wir freuen uns auf eine Einladung.
Freundlichen Grüssen
NR Monika Rüegger Co-Präsidentin IG -Sicherheit
Georges Schnydrig und Germano Mattei Co-Präsidenten VSLvGRT