Blue Flower

Mehrfach sind in den letzten Wochen Wölfe rund um Obersaxen in der Nähe von Häusern und Strassen gesichtet worden. Nach der letzten Sichtung im Kinderland der Skischule am Donnerstagmorgen macht man sich Sorgen, ob nicht langsam Vorsichtsmassnahmen nötig sind.

von Oliver Fischer, Donnerstag, 09. Januar 2020, Südostschweiz

Ein Wolf am frühen Morgen auf der Skipiste, mehrere Tiere in der Abenddämmerung am Waldrand, ein einzelnes Tier am späten Abend auf einer Quartierstrasse – das alles sind Begegnungen und Sichtungen von Wölfen in den vergangenen Wochen rund um Obersaxen. Das Fass zum Überlaufen gebracht haben für Marco Casanova aber die Fotos, die er am Donnerstagmorgen geschickt bekommen hat. Sie zeigen einen Wolf, der durch das Kinderland der Skischule Obersaxen spaziert. Also hat Casanova, der unter anderem Präsident der Skischule ist, ein E-Mail ans Amt für Jagd und Fischerei Graubünden geschrieben, und nachgefragt, ob und was der Kanton zu tun gedenke.

Am Donnerstagmorgen spazierte ein Wolf seelenruhig durchs Kinderland der Skischule Obersaxen.

Amtsleiter Adrian Arquint hat durchaus Verständnis für die Sorgen der Obersaxner: «Wir können nachvollziehen, dass Bedenken vorhanden sind, wenn die Tiere tagsüber so nahe an bewohntes Gebiet kommen.» Und da es allein am Donnerstag mehrere Sichtungen und über die letzten Wochen verteilt ebenfalls mehrere gegeben habe, müsse man die Situation jetzt sicher weiter beobachten. Für den Freitag ist eine Besprechung mit der Gemeinde angesetzt, um das weitere Vorgehen genauer zu besprechen. Dabei sollen auch konkrete Massnahmen thematisiert werden. «Mögliche Massnahmen sind einerseits die Unterbindung von Futterquellen, andererseits wird mit der Wildhut ein Dispositiv für die Vergrämung erstellt, sollte es erneut zu solchen Situationen kommen», führt Arquint aus. Für ihn ist aber auch klar, dass man aufgund der wachsenden Wolfspopulation im Kanton vermehrt mit Sichtungen rechnen müsse. Gefahr oder keine Gefahr?

Weniger Verständnis für die Bedenken in Obersaxen hat die Gruppe Wolf Schweiz, die sich für den Schutz der Tiere einsetzt. Die Fotos liessen vermuten, dass es sich um ein junges Tier handle, das von Natur aus neugierig sei und noch weniger Scheu zeige als ein erwachsenes. Von solchen Jungtieren gehe aber unmittelbar keine Gefahr aus, schreibt der Präsident der Gruppe Wolf, David Gerke, auf Anfrage. Ob es Massnahmen brauche, müsse aber sowieso der Kanton aufgrund der realen Vorkommnisse beurteilen und entscheiden.

Genau das fordert Marco Casanova aber: konkrete Massnahmen. «Normal ist das nicht mehr», sagt er, dass die Wölfe immer öfter und immer näher am Siedlungsgebiet gesichtet würden. Welche Massnahmen das wären, sei aber klar Sache von Kanton und Wildhut, ergänzt er. Und spezifische Sorgen wegen der Sichtung bei der Skischule habe er nicht. Es gehe ihm generell um die Sicherheit rund um das Dorf. Und immerhin etwas Positives kann er den morgendlichen Fotos auch abgewinnen: «Welche Skischule kann schon von sich sagen, dass man dort in den echten Spuren des Wolfes Skifahren lernen kann?»  

 

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